2015-04-12

Drucksache

Zu Ostern schenkte ich mir Zeitungen. Ich kaufe wirklich nicht mehr oft welche und wenn, dann gehört das schon zelebriert. So war ich am Ostbahnhof in dem Zeitungsladen, den ich sehr mag und guckte mich durch den mittlerweile irrsinnigen Markt an Wohn-, Lifestyle und Food- bzw. Kochmagazinen. Es ist irre, wie wirklich jede kleinste Koch- oder Backvariante inzwischen ihr – mindestens eines, wenn nicht mehr – eigenes Magazin erhalten hatte. Ich bin, bleiben wir bei den Food-Magazinen, längst überfordert und zwar noch bevor ich mich überhaupt dem riesigen Markt aller Landlust/-leben/-lieben/ichweißnichtnochalles-Sonderausgaben zugewandt hätte. Es ist wirklich … viel. Das einzige Angebot, das wirklich weiterhin zu wünschen übrig lässt, ist das der Nähzeitschriften. Entweder ist es mädchenrosa anmutender Bastelkram mit viel ChiChi – oder die Mode ist altbacken. Ja, Burda, ich meinte Dich. Und Ottobre ist noch schlimmer. Schicke Mode zum selbst nähen zwischen Gossip Girl und ausgelaugter Gruftine … ist irgendwie nicht.

Nachdem ich mir jedenfalls x-viele Variationen (ich hatte mir je nach Preis zwei oder drei Magazine in Aussicht gestellt) an möglichen Heften zur Mitnahme überlegt hatte und dementsprechend hin- und her sortiert hatte, habe ich in einem Magazin den Artikel, der mich interessiert hatte, kurz quer gelesen und verstanden, dass er inhaltlich gar nicht brachte, was ich laut Einführung von ihm erwartete hätte und habe mich schlussendlich traditionell für die Effilee entschieden (die reißt ja immer gleich ein mit knapp 10,– Euro – auch wenn sie ihr Geld immer wert ist) und der Sonderausgabe des Spiegel mit dem Titel „Scheitern” entschieden. „Scheitern” ist ja bevorzugtes therapeutisches Thema, generell in seiner Vielfalt ein großartiges menschliches Thema. Von innen und von außen betrachtet.

Die Effilee lese ich nun Stück für Stück sehr sorgfältig und wohl bedacht, denn ich könnte sie ja ausgelesen haben, bevor der Frühling rum ist und die Sommer-Ausgabe noch in der Ferne liegt. Besonders interessiert hatte mich diese Mal natürlich die Berichterstattung aus Japan, denn als Stevan Paul und Vijay Sapre Anfang des Jahres vor Ort waren, haben sie uns Leser quasi mitgenommen via Facebook und Twitter – und das fand ich sehr schön, denn man durfte mit etwas Abstand ihre Glücksgefühle miterleben, den Großmarkt mit ihnen verschlafen, Geschmäcker erahnen und ein dezentes Gefühl des gesunden Neids entwickeln. Nun also liegen Texte und Fotos vor und das ist wie ein zweites Mal mit ins Flugzeug steigen. Erleben in Häppchen.

Ansonsten widmet sich diese Ausgabe ein wenig dem Thema doch Fleisch essen in einer Zeit in der sich immer mehr Menschen für kurz oder lang entscheiden, es nicht zu tun. Dann folgt ein Essay über den Sonntagsbraten, dem Herr Paulsen stimmig seinen wundervollen Schweinebraten aus der Deutschstunde anfügt. Wann hat man schon eine Zeitschrift in der Hand deren Teilbereiche sich explizit empfehlen nur an einem gemütlichen Sonntag gelesen zu werden?

Der Ausflug des erzählten Lebens führt nach Franken zum Meisterbäcker Arnd Erbel, der von seiner Bäckerszeit in Frankreich erzählt, wo die Backstube – damit der Briocheteig anständig gehen durfte – zur Mittagszeit komplett der Mannschaft entsorgt, der Boden mit Spiritus begossen  und angezündet wurde, damit der Teige es mollig warm hatte und es sich gut gehen ließ. Bis die Bäckertruppe von der Mittagspause wiederkehrte, um in der sterilisierten Küche die perfekte Brioche dann fertig zu backen. Diese Geschichte hat das Zeug dafür meine Lieblingsküchen-Geschichte überhaupt zu werden!

Dann ist da noch dieses eine herrliche Foto von den irischen Züchtern. Und ein Rattelschneck nimmt die Kochbuchflut auf's kannibalische Korn. So schön das!

Und nun entschuldigt mich bitte, ich möchte weiterlesen!

2015-04-09

Ein Jahr mit dem Vitamix

Chuck Norris* wohnt nun bereits ein gutes Jahr bei mir. Und einen ersten Bericht relativ kurz nach seinem Einzug hier, hatte ich vergangenes Jahr schon geschrieben, dann auf Entwurf gesetzt und … vergessen. Es hatte mich aber auch keiner getreten, weder Astrid, bei deren Preisrätsel im Blog ich Chuck gewonnen hatte. Noch die nette Agentur, die ihn mir geschickt hatte. (Gut, darüber zu schreiben war auch keine Bedingung aber trotzdem hätten sie mich ruhig mal piesacken können.) Deswegen also kommt hier ein etwas längerer Blogtext – aber das wäre ja auch bitter, könnte man nach einem Jahr Beziehung und gutem Sex nichts über seinen Partner schreiben, nicht wahr?



Die Rede ist also vom *Vitamix Professional Series 750. Dem wohl teuersten Haushaltsgerät, das jemals bei mir eingezogen ist (auch wenn ich ihn nicht bezahlen musste), denn eine Miele Waschmaschine besitze ich halt nicht. Der Vitamix ist ein Standmixer, einer aus dem Profibereich, der mit einem 2,2 PS-Motörchen so ziemlich alles zerlegt, was ihm unter das Schneidemesser kommt, einen sehr satten Sound hat und sich praktischerweise selber reinigt.

Ganz Mythen ringeln sich um das hübsch im Retro-Stil anzusehende Gerät der Extraklasse. Wilde Bloggerinnen gaben ihn schon Avocado-Kerne zur freien Zerlegung, wobei ich persönlich den eigentlichen Sinn von zermahlenen Avocado-Kernen noch nicht ganz verstanden habe (das Internet behauptet, er hätte einige wasserlösliche Balaststoffe zu bieten). Sehr sicher ist das aber hilfreich für den Aggressionsabbau. Eine vorzügliche Guacamole bereitet mein neuer Freund jedenfalls zu, und das ist eine wahre Freude.



Hochgeschätzt wird der Vitamix vor allem in sich vegetarisch vor allem vegan ernährenden Kreisen ergo Foren. Ihm wird nachgesagt vorrangig alles, was es an Nüssen gibt, zu einem Mus zu zerlegen ohne zu stöhnen. Nuss-Mus ist bei Veganern ein häufig verwendeter Ersatzstoff für viele Milchprodukte, hier ist es also sicherlich sinnvoll den Hulk aller Standmixer im Haus zu haben. Ich selber – das muss ich gestehen – hatte bisher hinsichtlich des Könnens vom Vitamix gar nicht so oft den Bedarf an einem solchen Hochleistungsmaschinchen. Aber wie das so ist, hat man so einen Könner erst einmal im Haus stehen, schon kriechen die Rezepte mit den wildesten Ideen aus ihren Schubladen. Dennoch bin ich sicherlich keine Hardcore-Nutzerin.

Eingetroffen ist der Vitamix hier in einem schönen großen Karton, der von den tieffliegenden Fellträgern charmant begeistert begrüßt worden ist.



Das beliebte Unpacking (berlinerisch: unpäckingg) gehört dazu.



Nebst einem netten Anschreiben der Agentur waren im Lieferumfang neben Chuck Norris himself eine Mixkanne (hier Nassklingenbehälter genannt) mit 2 Liter Fassungsvermögen, Deckel und Stöpsel (für den Deckel) und Stößel natürlich noch die Garantiekarte, zur ausführlichen Bedienungsanleitung zusätzlich ein kleines „Erste Schritte”-Heft, das den Einstieg sehr schnell erläutert sowie eine CD, die anschaulich Bedientipps liefern soll – wozu ich nichts sagen kann, weil ich bis heute nicht hinter ihre Plastikummantelung gestiegen bin. (Zugegeben mein Ehrgeiz war auch eher mäßig. Ich hatte in der kurzen Wartezeit auf ihn alle YouTube-Tutorials gesehen. ALLE.)



Und zusätzlich war noch ein großes sehr wertiges Kochbuch mit festem Einband im Paket, das tatsächlich eine Auswahl tolle Rezepte vom Cocktail bis hin zum Mouse oder Suppe liefert. Es ist womöglich im letzten Jahr das Kochbuch gewesen, mit dem ich am häufigsten gearbeitet hatte. Vor allem die Rezepte für Dips sind so perfekt im Original geschrieben, eine bessere Salsa habe ich zum Beispiel selten gegessen. Weswegen ich auch noch nie so oft Salsa gegessen habe, wie in diesem Jahr!

Der Vitamix ist kein Zwerg! Was man von meiner Küche auch nicht behaupten kann. Also sie ist natürlich auch kein Zwerg aber die Größe einer Zwergenbehausung, die kann man ihr nicht absprechen. Der Behälter für diesen neuen Vitamix ist zwar niedriger (dafür breiter) konzipiert worden und passt damit unter Küchenschränke. Dennoch habe ich für den Vitamix erst einen besonderen Standplatz gesucht, denn den braucht er. Er ist auch kein Gerät, das man eben mal in den Schrank stellt. Zumal man ihm nach etwas Gewöhnungszeit im Grunde sogar einen Altar bauen möchte. Also eventuell muss der Klein-Küchenbesitzer für den Vitamix anbauen. Aber es lohnt sich!

Chuck Norris’ Bedienung ist denkbar einfach. Selbst ohne Studien der Bedienungsanleitung könnte man natürlich mit ihm sofort los mixen. Lebensmittel rein. Am seitlichen Hauptschalter wird der Vitamix angeschaltet.



Dann den Startschalter bedienen und am Geschwindigkeitsregler nach rechts auf die gewünschte Drehzahl hochregeln. Das ist natürlich alles selbsterklärend und wir haben ja alle schon einmal vermutlich vor einem Standmixer gestanden.

Tatsächlich möchte ich dennoch dringend empfehlen, wenigstens zuerst das kurze Manual „Erste Schritte” zu lesen, alternativ die CD sich anzugucken (käme man hinter ihre Plastikumhüllung), denn man kann sich ohne gewisse Hintergrundinformationen das Leben auch schwerer machen als es tatsächlich mit dem Vitamix ist. Zum Beispiel, dass es schon sinnvoll ist bei sehr harten oder gefrorenen Lebensmitteln etwas Flüssigkeit anzugießen – und natürlich auch um die speziellen Sonderprogramme zu verwenden, die das aktuelle Modell neu bietet – und die ich wirklich praktisch finde.

Die Anordnung der Bedienelemente ist praktisch – und sie sind im Zweifelsfall alle gut zu reinigen. Praktisch glatt, keine Schnullidulli-Rillen, die den Staub an sich binden. So ist die gesamte Oberfläche vom Vitamix gestaltet: gebürsteter Stahl und schwarzes Plastik, die Oberflächen abwischen und gut ist es: I like it!



Das Gerät hat unterseitig praktischerweise eine Kabelaufwicklung, er behält also zu viel an Kabel gut im Zaun und hat einen ordentlichen Schlitz für den Lüfter an der Rückseite.



Chuck bei häufigem und langem Gebrauch hinten also luftig zu positionieren, kann die halbe Miete sein. Ich selbst habe es übrigens noch nicht geschafft ihn in einen Modus zu bringen, in dem er sich vor Sorge zu überhitzen selber abschalten musste. Das kann er aber.



Vorne links sitzt der Pulse-Schalter, dann der Geschwindigkeitsregler mit den Programmautomatiken, rechts gefolgt vom Startschalter. Die Bedienelemente sind beleuchtet sobald rechts der Hauptschalter angestellt worden ist.

Der Pulse-Schalter, eine ungemein praktische Taste, wenn man nicht immer alles sofort zu Püree zermanschen möchte. Ich benutze ihn öfter als den normalen Startschalter, der das Gerät ununterbrochen laufen lässt bis man ihn wieder auf „Aus” stellt. Man muss sich darüber im Klaren sein: der Vitamix ist zum Mixen geboren und der macht in diesem Punkt auch keine Feinde – oder fragt vorher noch mal sensibel nach. Seine Aufgabe ist es üblicherweise Dinge zu Mus zu verarbeiten, dazu braucht er bei den allermeisten Lebensmitteln dank seiner Pferdestärken keine 30 Sekunden für. Also wer es stückelig mag, dem wird Mr. Pulse ein liebgewonnener Freund sein.

Der Geschwindigkeitsregler ist funktional zweigeteilt. Nach links gedreht, wählt man eine der fünf Programmfunktionen, nach rechts gedreht regelt man die Geschwindigkeit von 1-10, 1 ist sehr niedlich bis tödlich, 10 ist direkt immer tödlich. Im Ergebnis und im Sound.

Die Programmfunktionen lauten Smoothies, Gefrorene Desserts, Suppen, Pürees und die automatische Reinigung und sind natürlich am Gerät selbst mit netten kleinen Icons bebildert. Diesen Funktionen ist gemein, dass der Vitamix automatisch die Geschwindigkeit regelt, bei Bedarf in Intervallen mixt und die Zeitdauer des Mixvorganges selbst definiert – und sich danach automatisch abschaltet. Ich nutze die im Vergleich zu sonstigen mitgelieferten Makros an Geräten interessanterweise recht oft.

Der Reiningsmodus ist extrem praktisch. Der Vitamix wird nach Gebrauch halb mit Wasser gefüllt, einen Spritzer Spülmittel hinzugeben – nicht mehr bitte, sonst quilt ihm der Schaum aus den Ohren. Anstellen und der Behälter reinigt sich von selbst. Dieser darf übrigen nicht in den Geschirrspüler. Deckel und Stöpsel sehr wohl. Der Behälter nur dann, wenn man vorher die Messer ausbaut. Habe ich bisher noch nicht gemacht.

Mit dem Anschalter kann man die Laufzeiten und Geschwindigkeiten selbst definieren. Den Vitamix anstellen, eine Geschwindigkeit auswählen und gegebenenfalls im Laufgang die Geschwindigkeit weiter hoch- oder runterregeln, gleichfalls die Dauer. Alles geht.

Womit mir im vergangenen Sommer der Vitamix wirklich viel Freude bereitet hatte waren die gefrorenen Sorbets bzw. Cocktails. Ich bin ein Margarita-Fan.



Ob nun mit oder ohne Alkohol kann man sie mit gefrorenen Früchten im Vitamix zu einem Vollfrucht-Erlebnis machen. Das habe ich oft gemacht, frische Früchte eingefroren und – je nach Gusto mit etwas Wasser oder Fruchtpüree oder Alkohol püriert – und ab mit dem Glas auf den Balkon. Alternativ wurden frische Früchte mit Eiswürfel püriert. Das ist ein feines gustorisches Freizeitvergnügen, dafür schätze ich den Vitamix sehr. Und er macht das auch mit links aus der Hand geschüttelt.

Ich liebe seine Guaccamole, Salsa oder Humus. Das sind natürlich Dinge, die bekommt mein Braun-Pürierstab auch gut auf die Reihe, im Mixbecher schon lange. Aber beim Vitamix geht die längste Zeit darauf eine Zwiebel zu entblättern bzw. die Avocado zu schälen. Den Rest macht das Gerät alleine. Zuerst kurz die Zwiebel im Ganzen mit etwas Zitronensaft mit der Pulsfunktion zerkleinern, die restlichen Zutaten hinzugeben, 2 Mal pulsen. Basta. Salsa funktioniert genauso. Mein Tipp: etwas mehr Zitronensaft dran geben und später den Saft auffangen. Wurde nämlich eine Chili drangegeben hat, hat man zeitgleich eine extrem flink Energie spendende Sangrita gezaubert.



Mein Sommerlieblingsgetränk? Ananas, Ananassaft und Gurke aufgemixt. Die Gurke wirft man komplett im Ganzen von oben in den Behälter und weg ist sie püriert. Schälen? Geschenkt. Beim Braun Mixstab musste ich sie früher dann doch deutlich kleiner schneiden. (Was auch wunderbar funktionierte, aber man genießt solche Annehmlichkeiten des Nichttuns beim Vitamix doch sehr schnell.) Traubensaft? Trauben von der Rebe pulen, ab in den Vitamix et voilá:



Nein, so einen intensiven Traubensaft habe ich vorher noch nie getrunken! Den alten Entsafter kann man sich schenken.

Suppen habe ich mit dem Vitamix selbst noch nicht gemacht aber relativ häufig schon Milch heiß aufgeschlagen. Das funktioniert mit der Suppen-Funktion hervorragend. Man hat heiße Milch und einen tollen Schaum, hier arbeitet sich der Vitamix ca. drei Minuten lautstark ab – fertig. Ich bereite sonst Milch auf dem Herd zu im Milchschäumer. Mit dem Vitamix entfällt hier das Reinigen der Herdplatte weil man wieder mal nicht daneben stand, wenn die Milch übergelaufen ist. Die Milch ist wirklich heiß und dampft.



Mandelmilch? Ein Witz. Wasser rein, Mandeln rein. Mixen.

Mandelpüree – das ich auch als Nicht-Veganerin ganz gerne mag zum Abbinden von Soßen oder für eine Salat-Vinaigrette. Mandeln (ich kühle sie vorher) in den Vitamix, etwas Öl dran. Mixen lassen. Fertig.

Apfel? Komplett in den Behälter geben etwas Wasser angießen. Auf volle Pulle (hier: 10) stellen – und Ihr habt Apfelsaft in intensiver Konsistenz. Die Schale oder der Apfelgriebsch interessieren da nicht, das sind Vitamine pur! Das war übrigens das Erste, was ich ausprobieren musste, nachdem ich dazu einen Clip auf YouTube gesehen hatte – seitdem heißt der Vitamix bei mir Chuck.

Eis? Sorbet? Kinderspiel. Selbstredend.

Das sind schon tolle Sachen, die man mit ihm nun neu macht, die man sonst kaufen würde – hier habe ich jetzt aber die Kontrolle darüber, wie frisch die Zutaten sind bzw. welche Qualität sie haben.

Was ich mit ihm noch nicht gemacht habe, ist Getreide mahlen. Dazu mehr in den wenigen Kontrapunkten zum Vitamix. Dass er das kann, daran besteht für mich kein Zweifel.

Für sehr viele Funktionen für die man den Vitamix nutzen kann, habe ich sicherlich einfach noch nicht umgedacht, beziehungsweise nutze ich ganz gerne altgediente Hausgeräte. Zum Beispiel habe ich einfach große Freude an meiner Flotten Lotte als dass ich Sauce mit dem Vitamix pürieren würde. Natürlich kann er das alles und im Prinzip könnte man einen Großteil der Haushaltsgeräte auch weg tun, denn auch für Kuchenteig ist er sich nicht zu schade. Auch das habe ich noch nicht probiert, da bin ich auch gerne Handmixer-Anwenderin bzw. knete auch gerne mal mit der Hand.

Kommen wir zu Lautstärke: ich finde sie persönlich völlig erträglich. Selbst in der höchsten Stufe – und das ist ja immer der Blogger-Lärm-Ultratest – bleiben die Katzen in der Küche. Natürlich legen sie die Ohren an und gucken befremdet. Aber es ist kein Sound, der jetzt Haustiere traumatisiert. Bei der Suppenfunktion ist es recht lange laut, drei Minuten auf 10, das muss man mögen – oder von außen die Tür zumachen. Ansonsten läuft der Vitamix eher selten bei mir so lange. Auf YouTube habe ich eine Frau gesehen, die mit dem Vitamix Bananen-Eiscreme machte und sich für den Betrieb extra Kopfhörer aufsetzte. (Sie meinte das wohl eher ernst als witzig.) Das halte ich dann doch für leicht übertrieben. Ansonsten aber gilt: ja, Geräte die echte Leistung haben, haben stärkere Motoren und stärkere Motoren sind nicht flüsterleise.

Kommen wir nun zu den wirklich wenigen Minuspunkten, die gegen den Vitamix (lediglich aus meiner subjektiven Sicht) sprechen könnten:

Wenn der Vitamix bei mir in der Küche überhaupt je gescheitert ist, dann lässt sich das drauf zurückführen, dass ich hier und da einfach zu kleine Mengen verarbeiten wollte. Beispiel: bei einer Guaccamole aus nur einer Avocado hängen die Bestandteile einfach zu schnell an der Wand der Kanne und die Schneideblätter haben nichts mehr zu greifen. Insofern ist der Vitamix hier und dort eventuell für einen Singlehaushalt dezent überdimensioniert. Das spricht nicht generell gegen ihn, denn man kann ja problemlos mehr Avocados mixen und den Nachbarn etwas abgeben. Aber es ist ein Punkt, da gibt es eben auch hier und da Grenzen nach unten beim Vitamix. Aber eben: eher nach unten als nach oben. Meine Salatvinaigrette mache ich weiterhin mit dem Mixstab, würde ich Salatsoße für zwanzig Portionen machen, wäre mir der Vitamix mein liebster Freund.

Man kann übrigens kleinere Behälter ab 0.9l bis 1,4l nachkaufen, wäre das wirklich ein dauerhaftes Problem.

Mein persönlicher Hauptkritikpunkt, ich habe das aktuelle Flagschiff von Vitamix gewonnen, den Vitamix Professional Series 750. Für den wird hierzulande im Shop eine Endsumme von 899,— Euro aufgerufen. (Meine schon recht gute Bosch-Waschmaschine hatte weniger gekostet aber den gleichen empfohlenen Verkaufspreis nur zum Vergleich.) Das ist eine ganze Menge Schotter und für das Geld kann man lt. Herstellerempfehlung eben nicht Getreide mahlen, was jedoch gerne als Hauptkaufargument für den Vitamix genannt wird.

Und das kann man deswegen nicht, weil der anliegende Behälter durch das Getreide zerkratzt und blind würde und lt. Anleitung vor allem die Messer dafür nicht geeignet sein sollen bzw. vorrangig für feuchte Mixen entwickelt wurden. Ausprobiert habe ich es nicht. Wer also Getreide mahlen möchte und mit frisch gemahlenem Mehl backen möchte, der muss sich extra noch einen Trockenbehälter zulegen, der in der 0,9l Version noch einmal 155,— Euro kostet. Und das sollte der Kunde besser auch vorher wissen.

Das Geld habe ich aus begreiflichen Gründen bis dato nicht investieren können. Obwohl ich genau diese Funktion enorm spannend fände. Brot backen mit frischem Mehl, das würde mir sehr gefallen.

Schlussendlich aber heißt es: will man die volle Funktion des Vitamix mit den 2 PS Motorleistung nutzen, dann liegt man insgesamt bei 1054,— Euro. Für einen Standmixer. Gut für einen Standmixer der Extraklasse. Für einen – wie ich finde – auch äußerlich attraktiven und dank dieser Retro-Optik wohl auch immer zeitlosen Standmixer. Ja, für ein Gerät der Profiklasse, das darf man nicht vergessen. Aber trotzdem bleibt es bei über 1.000,— Euro für einen Standmixer.

Und an der Stelle relativiert sich das Ganze ein bisschen. Ich finde Chuck Norris super, ich habe viel Spaß mit ihm, ich möchte ihn auch nicht mehr hergeben müssen und ich freue mich wieder auf unsere Cocktail-Saison – aber gekauft hätte ich ihn mir für das Geld, wenn ich es hätte, wohl nicht. Denn er ist natürlich für einen Single-Haushalt, in dem zwar sehr gerne und oft gekocht wird, m. E. etwas überdimensioniert. Viele Dinge, die ich mit ihm sehr gerne tue, würde ich auch mit kleineren und günstigeren Standmixern problemlos tun können, vermutlich auch auf lange Zeit. Der Vitamix hält eine siebenjährige Garantie vor, er ist wirklich auf Langlebigkeit ausgelegt, das sei dabei erwähnt.

Er wird auch etwas aushalten, denn seine hohe Leistung ist eben nicht in einem Miniatur-Gehäuse verbaut und hat eine gute Kühlung und schaltet sich, wie schon erwähnt, bei Überhitzung (der Tod der meisten Standmixer) automatisch ab – also man wird sehr lange an ihm Freude habe, wenn er nicht sogar ein Gerät für das ganze Leben ist. Der ist schlicht und unzweifelhaft ein Gerät für Profis.

Mein Protipp, den ich noch – aber das gilt für jeden Mixer – geben würde, an sollte wirklich, wirklich also wirklich (!) vor Inbetriebnahme prüfen, ob der Deckel richtig sitzt. Und am Besten immer am Anfang die Hand drauf halten. Mir ist es zum Glück noch nicht passiert aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass mit 2,2 Pferdestärken in der Hinterhand eine pürierte Rote Beete ohne gut sitzendem Deckel enorm viel Freilauf abverlangt bei der unbändigen Kraft vom Vitamix. Wie schnell findet man sich da wohl im Baumarkt vor dem Farbenregal wieder?

Sehr langer Text und (vielen Dank für Euer lesendes Durchhalten) und kurze Rede: ich bin sehr froh, dass ich ihn haben darf und wir haben viel Spaß gemeinsam, der Chuck, der Noris, DER Vitamix Professional Series 750 – und ich. Man kann sein Geld wirklich dümmer ausgeben; das Ding ist der pure Sex!

Also ganz lieben Dank noch mal an die liebe Astrid, unser alle Arthurs Tochter und Vitamix für die fröhliche und großzügige Spende.

2015-04-06

Biskuitrolle



Biskuitrolle esse ich für mein Leben gerne. Allerdings kenne ich nur die voll chemische Variante, den meine Großmütter haben in meiner Erinnerung nie welche gebacken. An die eine Großmutter kann ich mich im Zusammenhang mit Kuchen eher gar nicht erinnern, an die andere, die tatsächlich als Köchin arbeitete, erinnere ich mich eher an Blechkuchen oder Obsttorten – aber feine Konditorei war in unserer Familie immer schon eher dem Fachbetrieb vorbehalten.

Also gab es Biskuitrolle also eher dann, wenn meine Mutter diese beim Discounter abgepackt erworben hatte, mein Favorit war immer eher Schokolade als Zitrone oder die ganz süße Variante mit Sahne und irgendeiner fürchterlich süßen Marmeladenfüllung. Die Hauptsache war, die schmeckten schön künstlich. Für meinen Geschmack waren (oder sind es noch heute) Biskuitrollen generell zu klein abgepackt. Wenn es mich packt, kann ich eine ganze Rolle mit einem Schlag vernichten.

So kam es, dass ich interessanterweise nie auf die Idee gekommen bin, man könnte Biskuitrollen selber backen. Aber wie das so ist, man lässt sich gelegentlich durch das Internet treiben und dann begegnet einem hier ein Rezept dort ein Filmchen und … plötzlich ist man mitten drinnen in der visuellen Biskuitrollenproduktion und muss erkennen, das scheint so schwer gar nicht zu sein. Und von dieser ersten Erkenntnis hin zum ersten Backversuch ist der Schritt bekanntermaßen nicht so weit.

Ostersamstag sind mir erstmals Erdbeeren zugelaufen. Üblicherweise kaufe ich zu dieser Jahreszeit keine. Denn natürlich sind sie unter völlig abstrusen Bedingungen produziert, schmecken mangels Sonne nach nichts und kosten dafür ein irrsinniges Geld. Samstag nachmittag war beim Discounter aber Abverkauf, kurz, ein Angebot bei dem ich nicht nein sagen wollte und bei mir dachte, das könnte mit Vanillezucker etwas werden. Schlimmstenfalls Eis. Eher ein mitleidiger Kauf als ein überzeugter – aber natürlich wären diese Erdbeeren über Ostern in der Discounter-Kühlung nicht besser aufgehoben gewesen.

Am gleichen Tag hatte mich ein Link von Essen und Trinken zu einer Rübli-Torte zu einem anderen Video auf der gleichen Plattform gespült, wo die Bäckerin einen einfachen Biskuitteig anrührt und zeigt, wie man eine Biskuitrolle backt. Biskuitteig mache ich per se sehr gerne  – ich liebe Teige die Eischnee benötigen! Eischnee schlage ich für mein Leben gerne, es ist mein persönlicher kleiner Küchenfetisch. Ich finde die Farbe fantastisch und wenn er dann steht wie eine Eins, ist das mein persönliches kleines Erfolgserlebnis des Tages und die weiter Verarbeitung im Teig finde ich faszinierend, dass dann weniger mehr ist.

Also habe ich mich gestern dran gemacht und meine erste Biskuitrolle angefertigt.




Zutaten

3 Eier (getrennt)
3 EL kaltes Wasser
1 Prise Salz
abgeriebene Zitronenschale
150g Zucker und Zucker für das Tuch
100g Mehl
20g Speisestärke
1/2 Teelöffel Backpulver

500ml Schlagsahne
2 Packungen Sahnesteif
500g Erdbeeren
2 Esslöffel Vanillezucker (alternativ 2 Packungen Vanillin)

Hier noch zusätzlich verwendet für die Sahnehaube
5 Erdbeeren (von oben) und
1 EL Puderzucker mit dem Mixstab zu Püree verrührt

1 Blatt Gelatine

ca. 6 Blätter vom frischen Basilikum
2 EL Zucker mit dem Mixer zu grünem Zucker gemixt.


Zubereitung

Das Eiklar wird mit dem Wasser und dem Salz mit dem Handmixer steif aufgeschlagen, dann wird nach und nach der Zucker untergerührt bis er sich aufgelöst hat, dann werden die Eigelbe und die Zitronenschale kurz untergerührt. Nicht zu lange schlagen, sonst geht dem Eischnee zu viel Luft verloren. Mehl, Speisestärke und Backpuler wurden gemischt und werden nun in drei Portionen ganz vorsichtig mit einem Schneebesen per Hand unter die Ei-Zuckermasse gehoben.

Die Masse wird auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech glatt gestrichen, dabei auch die Ecken gut ausfüllen mit der Masse. Sie sollte an allen Stellen des Bleches möglichst gleichmäßig hoch sein. Wichtig bei Biskuitteig: nie die Form ausfetten, da verhindert nämlich das der Teig nicht hochgehen kann.

Der Teig geht bei 190 Grad Celsius (Biskuit mag Umluft nicht sonderlich) auf die zweite Schiene von unten für nur 8 Minuten in den vorgeheizten Backofen.

In der Zwischenzeit ein sauberes Geschirrtuch auslegen und mit Zucker bestreuen (der verhindert, dass sich der Biskuitteig am Tuch später festhält. Also hier ordentlich gearbeitet, ist später die halbe Miete. Den Biskuitteig sofort aus dem Ofen holen, wenn er fertig gebacken ist an den Seiten vorsichtig vom Papier lösen, dann mit dem Papier umgedreht auf das Geschirrtuch stürzen und das oben aufliegende Backpapier ordentlich nass machen mit einem Pinsel oder Schwamm: es löst sich dann besser vom Teig. Nun das Papier vorsichtig ablösen an den Rändern achten, dass es nicht einreißt und dann den Teig beherzt (!) mit dem Geschirrtuch zu einer möglichst engen Rolle aufrollen. Nun einfach 20 Minuten so stehen und auskühlen lassen. Ich durfte gestern feststellen, dass das alles erstaunlich einfach ist und gar keine Hexerei. Der Teig darf halt wirklich nicht zu lange im Ofen bleiben, sonst bäckt er hart und er muss schnell verarbeitet werden, wenn er aus dem Ofen kommt, denn ohne im Tuch gerollt zu sein verliert er an der Luft schnell seine Flexibilität.

Nun wird die Sahne mit dem Sahnesteif geschlagen, die Gelatine eingeweicht und das Erdbeer-Püree gemixt. Die restlichen Erdbeeren sind geputzt und in kleine Würfel geschnitten. Die Gelatine wird mit ganz wenig Wasser erwärmt.

Die Rolle wieder ausrollen und komplett mit zwei Drittel der Sahne bestreichen. Die Erdbeeren darauf verteilen (einige, 2 Esslöffel, für die spätere Deko aufbewahren) und leicht in die Sahne drücken. Nun die Rolle wieder aufrollen, dabei vorsichtig an der unteren Seite vom Geschirrtuch lösen. Leicht zusammendrücken und auf die Servierplatte legen.

Das letzte Drittel Sahne wird mit dem Erdbeerpüree vermengt, davon zwei Esslöffel in die heiße Gelatine rühren und diese dann in die Sahne gießen, alles gut verrühren und im Kühlschrank für einige Minuten kalt. Die Gelatine bindet hier nur leicht ab – die Sahne wird nicht allzu steif und lässt sich später noch gut verarbeiten. Meine Idee war die äußere Sahne zur inneren farblich etwas aufzupeppen. Naja, sie wird leicht rosa – man kann sich das natürlich auch schenken oder besser Lebensmittelfarbe nehmen.

Ist die Sahne etwas fester geworden, dann die Biskuitrolle damit satt be- und glatt streichen. Die Rolle nun für ca. eine Stunde noch mal im Kühlschrank kalt stellen. Dann ist die Sahne außen perfekt schnittfest. Vor dem Servieren mit den restlichen Erdbeeren und dem Basilikumzucker garnieren. Ich hatte noch etwas Mandelkrokant von meinen Île FlottanteIle übrig, die ich hier auch restverwertet habe.



Et voilà! Meine erste Biskuitrolle ist wundervoll fluffig und frühlingshaft frisch geworden. Ich war ein ganz kleines bisschen selbst begeistert – und merkwürdigerweise habe ich später gar nicht den vorstechenden Chemiegeschmack der käuflichen Variante vermisst.

2015-04-03

Touristenlevel

Heute Mittag spricht mich eine Gruppe Leute an, es gäbe hier doch irgendwo einen türkischen Bazar, in welche Richtung sie zu gehen hätten, wollten sie von mir wissen. Ich überlege eine Weile und vermute, sie meinen sicherlich den Markt am Maybachufer, dann erkläre ich ihnen in welche Richtung zu gehen wäre – hätte der Markt heute überhaupt offen. Einer der Anwesenden erklärt mir, der würde doch aber Freitags dort sein und ich antworte ihm, dass das schon stimmen würde, aber dieses Wochenende hätte er gestern statt gefunden, weil heute Karfreitag sei und dies ein Wochenmarkt sei, der eben nicht an einem Feiertag stattfinden würde.

Die Truppe, so erklären sie mir, sei aus München und nur über Ostern hier. Ich denke, ich hänge mich nicht all zu weit aus dem Fenster, wenn ich bei ihnen einen türkischen Hintergrund in zweiter Generation vermuten würde, deswegen womöglich das Interesse gerade an dem – so unser Volksmund hier – Türkenmarkt, der offiziell Orientalischer Markt heißt, wenngleich dieser auch immer weniger orientalisch erscheint. Die Herkunft erklärt vielleicht auch, warum die bunte Truppe das mit dem Feiertag am Karfreitag nicht so ganz auf dem Plan hatte.

Ich erzähle ihnen, dass sie morgen an gleicher Stelle dort alternativ einen Stoff- und Designmarkt erleben können aber wenn sie wirklich Wert auf einen echten Wochenmarkt legen, einen schönen, sie morgen auch zum Winterfeldplatz fahren könnten, wo mit einer der schönsten und lebhaftesten Wochenmärkte in Berlin seine Waren feil bieten würde.

Sie erklären mir, das würden sie wohl nicht schaffen, denn morgen würden sie zum Alexanderplatz fahren wollen und flugs zieht einer der jungen Männer einen Notizblockzettel aus der Tasche auf dem alle Sehenswürdigkeiten so stehen, die man in Berlin mindestens abgrasen könnte; vom KaDeWe über das Brandenburger Tor war alles dabei und ich bin schon völlig erschöpft alleine nur vom Blick auf den beidseitig beschriebenen Zettel.

Ich erläutere ihnen, wie sie zur nächsten U-Bahn kommen und gebe ihnen den Tipp, die innere City einfach morgen mit dem Boot abzufahren. Denn dann würden sie das Regierungsviertel und einige andere Punkte auf ihrem Zettel binnen einer Stunde sehen und außerdem wäre das Wetter morgen und übermorgen lt. Wetterbericht bootstauglich. Berlin sei halt groß und die paar Tage würden vermutlich für die vielen Ziele auf dem Zettel nicht ausreichen, vermute ich laut. Natürlich würde mich jeder Japaner ob dieser Aussage eines Besseren belehren, aber für mich bedeutet Stadt erleben eben auch inne halten, einen Kaffee trinken und das Leben an mir vorbei ziehen zu lassen.

Es ist Ostern, die Sonne scheint, die Stadt ist voll und wie immer ist es schon überall grüner als hier!

2015-04-01

Extase!



Gestern deutlich im Preis reduziert hier eingezogen: die kleine Emsa MyColors (2 Liter) und ein zweiter Quirlbecher. Farbenfreude und zweiter Quirlbecher sind selbstverständlich echte First-World-Küchenbedürfnisse. Aber ich muss immer hin- und her überlegen, ob ich nun zuerst die Sahne und dann den Eisschnee schlage oder …? Und die Farbe macht mir extrem gute Laune.

2015-03-31

Brotalarm

Ich eben bei Kaiser's (<– Apostroph muss so, kann ich nix für!) an der Außenkasse. Die liegt unmittelbar neben dem Bäckerstand. Die ganze Zeit macht dort der Ofen „Ding Dang Dong.” Nicht alle 30 Sekunden oder so. Fortwährend.

Ich bezahle, gehe zum Bäckerstand. Vor mir ein Kunde, der gerade abkassiert wird, Bäckereiverkäuferin macht den Ofen nicht aus. Nächste Kundin gibt Großbestellung auf. Beim Imbiss-Stand als auch Brotstand. Die Verkäuferin hat's nicht mehr so mit der Konzentration, spürbar. (Mit Freundlichkeit hat sie's auch nicht so – aber das ist unter uns Berlinern ja eh geschenkt.) Die ganze Zeit macht der Ofen „Ding Dang Dong.” Ich kann da nichts dafür aber ich reagiere wirklich empfindlich auf Elektrolärm. Ist doof aber angeboren.

Die Kundin geht und anstatt den Ofen auszustellen und die Baguette endlich zu befreien, fragt sie mich, was sie für mich tun könne? Und ich antworte:

„Erst einmal bitte den Ofen ausschalten.”
„Wieso?”
„Weil er mich irre macht?!!”

Kannste Dir nicht ausdenken. Sie hat ihn dann aber doch ausgestellt. Netterweise. Und ich bin freundlich geblieben.

2015-03-27

Suizid

Ich denke, man muss die unterschiedlichen Arten von Suiziden verstehen, um das vielleicht irgendwann einmal begreifen zu können.

Es gibt den Bilanzsuizid, da guckt jemand auf sein Leben zurück, auf seine Zukunft, regelt alles und geht. So wie es Gunter Sachs gemacht hat.

Es gibt den krankheitsbedingten Selbstmord. Den Menschen in einer schweren depressiven Phase, Psychose oder Suchterkrankung wählen. Also Menschen, die sogar in Behandlung sind, aber für sich den Kampf nicht mehr kämpfen möchen und können.

Dann gibt es den spontanen Selbstmord. Da läuft irgendetwas im Leben schief, was den Menschen sehr tief berührt. Mehr vielleicht als er es selbst benennen könnte. Dann gibt es einen Moment – der sogenannte Trigger – der kann ganz lapidar sein, das Schlüsselbund fällt runter, man kommt nicht rechtzeitig an das Telefon, eine Tasse kippt um, die Sonne schiebt sich vor die Wolken und dann kommt es zu dieser Affekthandlung. Das sind die Leute, die mitten im Gespräch aufspringen und aus dem Fenster springen.

Vor allem im letzten Fall ist der Mensch gar nicht in der Lage Verantwortung für andere Menschen zu tragen. Dazu muss er keine verantwortungslose Person sein. Im Gegenteil. Aber in dem Moment ist die Person in einer mentalen Schleife gefangen, die ein Ermessen dessen, was getan wird, überhaupt nicht möglich macht. Es gibt nur noch einen Drang: dieser Situation zu entfliehen. Dieser Mensch steht in diesem Moment unter unermesslichen Qualen. Nennen wir es selbstverursachte Folter.

Es ist durchaus möglich, dass dem Co-Pilot vom Flug in den Sekunden überhaupt nicht bewusst war, dass er seinen Weg nicht alleine geht. Es ist gut möglich, dass der Mann den Piloten draußen gar nicht mehr gehört hat. Oder die Flugkontrolle.

Unser Bild vom Suizid ist viel zu sehr ZDF-Krimi gefärbt. Da stehen die Menschen immer auf dem Dach am Rand und lassen sich von den Kommissaren noch in Konversationen verwickeln. In der Realität sind diese Leute nicht zwingend überhaupt noch ansprechbar. Oder auch: sie reagieren nur noch mechanisch, das heißt, was sie da tun, tun sie nicht bewusst.

Was geschehen ist, ist unfassbar. Und unfassbar traurig. Viele Fragen, womöglich die wichtigsten Fragen, werden vermutlich nie beantwortet werden können.

Es ist ein fürchterliches Geschehen. Der Mann war krank.

2015-03-26

Geh mir weg!

Nachbarn im Haus nebenan bekommen neue Küche geliefert. Lieferanten gehören zum lautstarken Prolltypus „jeder muss mitbekommen, dass ich da bin und einen Handschlag tue”.

Hinter unserer Anlage ist eine Miniatur-Brache. Da steht ein komisches kleines Beton-Haus drauf, keine Ahnung was es ist – vielleicht eine alte Abluftanlage. Das Gelände ist eingezäunt. An der Rückseite seitlich von unserer Müllanlage aus kann man durch den Zaun auf das Gelände. Ein Obdachloser hat sich im vergangenen Jahr dort einen Verschlag gebaut. Die allermeisten Nachbarn tolerieren das. Viele von uns unterstützen den Mann mit Essen oder Geld. Tagsüber sitzt er an der Straße und bettelt: zusammengekauert unter seiner Jacke versteckt. Er berührt in seinem Versuch unsichtbar zu sein und dennoch leben zu können, täglich.

Die Liefertypen stehen vorhin vor der Haustür und rauchen und diskutieren den Verschlag. Einer von denen läuft zum Auto und brüllt absichtlich laut über den Hof: „Bestimmt 'nen Illegaler, gleich mal die Polizei rufen°!”

Ich brülle vom Balkon runter „Arsch!”. Typ guckt erschrocken hoch, seitdem Ruhe. Und ich werde den dicken Hals nicht los.

Arsch trägt H*it*l*er-Frise.

2015-03-15

Liebe Blogger …

… und hier leider vor allem: liebe Foodblogger,

wenn Ihr der Meinung seid, es ist klug und sinnvoll sobald mich Google oder der von mir als vertrauenswürdig eingestufte Mensch geposteter Empfehlungslink auf Euer Blog spült, mir nach nur zwei Sekunden – noch bevor ich den gewünschten Inhalt auch nur in Augenschein nehmen konnte – ein PopUp auf die Linse drücken zu müssen, das mir mit supidupi Kuschellaunentext vorschlägt, dass ich Euer Blog auf Facebook etc. like oder Euer Blog in irgendeinen Feeder direkt sortiere oder mir Eure Bloginhalte in irgendeine Smartphone-App ziehen soll, dann war ich die letzten und längsten zwei Sekunden jemals auf Eurem Blog.

Versprochen!

(PopUps sind immer, immer, IMMER Bullshit, capice? Für PopUps hat man schon vor 10 Jahren PopUp-Blocker erfunden – und nun ratet mal warum?)

David Bowie

David Bowie-Dokus auf arte. Wieder einmal verliebt in diesen hochintelligenten feinsinnigen, unglaublich talentierten Mann, der als Schauspieler fast noch besser ist als als Sänger. Ich könnte ihm stundenlang beim Sprechen zuhören, was für eine Sprechstimme!

Und ich bin froh, dass ich als Ziggy Stardust seinen Lauf noch viel zu klein war. Hätte ich ihn während meiner Pubertät erlebt, das wäre vermutlich auf Drogenebene nicht gut gegangen. Diese Figur hat wohl viele Menschen beflügelt irrsinnige Dinge zu tun.

2015-03-11

Der Großcousin

wird morgens übrigens vier obwohl er erst drei wird. Aber er mag die Zahl drei nicht und überspringt sie beim Zählen und drei Finger zeigen möchte er auch nicht. Eigentlich wollte er morgen schon fünf werden aber wir haben ihn dann gestern noch mal auf die Vier runterhandeln können.

2015-03-07

Rosa Pillen



Die lustigen kleinen rosa sündhaft teuren (1,— €/Pille, Tally nimmt davon 2 täglich) neuen Pillen möchte die kleine bunte Katze, die sonst sehr relaxt alles an Tabletten in Catsticks versteckt schluckt, partout nicht nehmen. Ich habe alles probiert von in Hälften teilen, zermahlen in Vitaminpaste auflösen etc. Gerade eben habe ich den Waschzettel gelesen, der mir befiehlt die Dinger ja bloß nicht in Hälften zu teilen oder gar zu zermahlen. Und mit befehlen meine ich: die machen keine Gefangenen in diesem zweiseitigen Pamphlet!

Mir wird sogar verboten, während des Wechselns der Katzenstreu kein Essen oder Getränke zu mir zu nehmen. Rauchen darf ich dabei auch nicht. Das ist alles so bitter!

Neben des regelmäßig wiederkehrenden bronchialen Infekts, der ihr wieder einmal eine Runde Antibiotika einbringt (ich muss die Mieze heute spritzen) hat die kleine ältere Dame nun eine hochgradige Schilddrüsen-Überfunktion und ist somit die erste in ihrer miezigen Ahnengallerie, die bei mir leben durften, mit dieser Diagnose, die ältere Katzen gerne trifft.

Somit hatte ich wenig Ahnung mit dieser Diagnose und ihren besonderen Eigenheiten bzw. den Veränderungen bei der Katze, die ich eher abgetan hatte unter „sie wird halt älter”. Da sind zum Beispiel: Unruhe und wenn die Mieze anfängt lieber auf kühlen Plätzen zu liegen anstatt auf kuschlig warmen, auch übergroßer Hunger ohne gleichzeitige Gewichtsaufnahme sind wohl ein sicheres Anzeichen. Letzeres hatte ich bemerkt und war auch der Grund für die Blutuntersuchung. Trotzdem mache ich mir jetzt Vorwürfe, ob ich die anderen Zeichen nicht hätte früher anders deuten können, sollen.

Während ich mich gestern beim Tierarzt noch während der Aufnahme der einen Diagnose noch darüber freute, dass ihre Nierenwerte aber sonst ohne Befund sind, durfte ich mittlerweile beim Leerlesen des Internets zum Thema zur Kenntnis nehmen, dass eine Hyperthyreose bei Katzen manchmal eine Niereninsuffizienz auch überspielt, die dann unter der Behandlung zum Tragen kommt.

Die Mieze ist ungefähr 14 Jahre alt, ganz genau weiß ich es nicht und natürlich haben wir die längste Zeit miteinander verbracht, das ist mir klar. Aber ich hätte sie wirklich sehr gerne noch eine Weile bei mir, solange es ihr gesundheitlich halbwegs gut geht. Sie ist eine unglaublich liebe und tapfere Katzenpatientin.

Nun ja, ich muss also in meine Tally morgens und abend eine rosa Pille hinein bekommen, die ich laut Waschzettel nicht mal anfassen sollte. Und in drei Wochen ist wieder Blutkontrolle. Drückt ihr die Daumen. Und mir. Also uns.

2015-03-05

Strudeliges



Apfelstrudel mit Vanillesauce. Das ist ein Stück Glückseligkeit aus meiner Kindheit. Wenn mich meine Mom fragte, ob wir (meist) Sonntags uns nicht einen Apfelstrudel in den Ofen schieben sollten, habe ich immer „ja!” gesagt. Das war so ein Highlight! Meine Mutter hatte meist Blätterteig in der Gefriertruhe oder eben tiefgefrorenen Apfelstrudel für einen schnellen Sonntag-Nachmittagskuchen. Meine Erinnerung daran sind gemütliche Kaffeenachmittage auf dem Sofa mit einem schönen eingedeckten Tisch und einem leckeren Stück warmen Apfelstrudel auf dem Teller – mit Vanillesauce.

Ich bin auch die, die bei Ikea nicht einkehren kann, ohne nicht oben im Restaurant auf deren dortiges Apfelstrudel mit Vanillesauce-Angebot zurück zu greifen, obwohl ich den Strudel dort geschmacklich grenzwertig künstlich finde. Aber in meiner Natur ist nun mal ein „Nein!” zum Strudel nicht vorgesehen.

Selbst habe ich noch nie Strudel gemacht. Respektvoll habe ich mir das immer angeguckt, wenn im Fernsehen so ein Strudel ausgezogen wird. Auch wenn mich diese gefüllte Haptik durch den Bildschirm immer sehr anmachte, hatte ich das Gefühl für diese filigrane Tätigkeit motorisch nicht wirklich geeignet zu sein. Strudel lief bei mir unter „lass das mal besser den Profi mache.”

Interessanterweise habe ich die fantastische (oder auch fanatische) Angewohnheit, wenn es mir nicht besonders gut geht, mit dem letzten Aufflackern restlicher Energien backen zu wollen. Muss irgendeine therapeutische Rettungsleine sein, die da in mir wohnt Ich werde mich nicht beklagen, es gibt wahrlich unangenehmere Übersprungshandlungen.

Also habe ich mir Sonntag mutig ein Rezept aus dem Internet gesucht. Und Tutorials auf YouTube angesehen. Dann habe ich mir mit Kaffee Mut angetrunken und interessanterweise habe ich mich für das vermutlich einzige Strudel-Rezept im Internet entschieden, in dem ein Ei für den Teig verwendet wird. Die Füllung habe ich gänzlich nach Intuition zubereitet. Jahrelanges Apfelstrudelessen ließ mich da sehr sicher sein.

Dieser Apfelstrudel war … okay. Also für einen ersten Apfelstrudel fand ich ihn relativ gut gelungen, der Teig selbst war tatsächlich nur an einer Stelle gerissen. Aber ich fand das Ausziehen kaum möglich und habe daher eher gerollt als elegant über den Handrücken den Teig auf dünne Weite gezogen. Nach dem Backen vermisste ich diese Blätterigkeit vom Teig. Die Füllung war perfekt, na gut, sie wäre aus Sicht anderer Esser vermutlich nicht asureichend süß gewesen. Aber karamellisierte Butterbrösel mit Walnüssen, Apfel (zu mehlig), Mandeln und in Rum eingelegte Rosinen – alles mit Zimt und Zitrone abgeschmeckt – waren genau richtig.

Wie sich aber später heraustellte, als ich vermeintlichen Fehlern versuchte auf den Grund zu gehen, hatte ich wohl die Füllung falsch eingerollt (über die ganze Teiglänge verteilt anstatt nur im vordern Drittel) – und wie schon angedeutet, befand sich in allen anderen Rezepten plötzlich gar kein Ei in der Auflistung und deutlich weniger Öl (ein Esslöffel), deutlich weniger Essig (Tropfen).

Gestern (wieder Kompensationsmethodik, dieses Mal akut) kaufte ich neue Äpfel und machte mich erneut an das Werk. Ich knetete

150 g durchgesiebtes Mehl
1 EL Sonnenblumenöl
1 Prise Salz, 1 Prise Zucker
75 ml warmes Wasser

zu einem geschmeidigen Teig und stand dann sehr lässig zehn Minuten in der Küche und walkte den in eine Hand passenden Teig mit der rechten Hand bis bei Knete die Blasen platzten, was, finde ich, ein fast als sexy zu bezeichnendes Gefühl ist. Wenn man physisch begreift, was die Rezeptgeber einem zu sagen versuchen bei der Teigbehandlung, und es sich plötzlich anfühlt, wie es sich wohl anfühlen sollte – Ihr versteht das?

Dann legte ich den Teig mit Öl eingestreichelt auf Folie unter eine mit heißem Wasser ausgespülten Schüssel und ließ ihn dieses Mal auch deutlich länger rasten. Ich verlängerte die zehn Minuten Zeitangabe vom ersten Rezept auf ca. 50 Minuten, wie mir von den echten Österreichern in meinen Timelines empfohlen. Die Schüssel wärmte ich dabei immer wieder mit heißem Wasser auf. Und im Ergebnis hatte ich einen wundervollen flexiblen Teig, den ich noch nicht allzu geübt aber schon deutlich eleganter vergleichsweise hauchdünn ausgerollt und gezogen bekam.

Der Teig bekam vor der Füllung innen und nach dem Rollen außen seinen butterigen Anstrich – und ließ seine Füllung durchscheinen:



Die Füllung ergänzte ich dieses Mal durch ein paar Kirschen und Weintrauben aus dem Rumtopf, ließ dafür die Rosinen weg. Nach ca. 40 Minuten Backzeit bei 170 Grad Ober-/Unterhitze hatte ich einen feinen Strudel, der mir schon deutlich besser gefiel als der erste. Wenn gleich ich immer noch dieses Blätterige vermissen, das ich vom Industrie-Strudel her kenne. Den nächsten werde ich dann mal mit doppelt griffigen Mehl angehen, wir nähern uns.

Für die lieben Östereicher, die mir allen Ernstes erzählen wollten, so ein Apfelstrudel gehöre ohne Vanillesauce oder Eis serviert – nur mit Puderzucker bestreut – habe ich selbstverständlich ein Foto geschossen ohne diese entzückenden Notwendigkeiten:




Allerdings muss ich doch den Kopf schütteln angesichts solcher Sparsamkeit am Dessert! Die einzige wahre deutsche Variante wurde aber schlussendlich so serviert und verspeist:

2015-02-25

Der Sonnenschein

Gestern Abend trudelt eine SMS ein „Können wir kurz rauf kommen?”, „Klar!” ist die Antwort und schon klingelt es. Meine Cousine und der kleine Großcousin, den ich jetzt knapp drei Wochen nicht gesehen habe und der kurz vor seinem dritten Geburtstag in zwei Wochen einen enormen Sprung gemacht zu haben scheint. Meine Cousine berichtet mir, noch ganz fasziniert vom Geschehen, dass der kleine Mann kurz zuvor erstmals im Supermarkt seinen ersten Bock bekommen hatte. Auslöser war, dass die von ihm gewünschte Kasse nicht offen war und er, der Einkaufswagen und seine Mutter somit nicht durch die von ihm bevorzugten Kassenweg nehmen konnten. Was ja wohl verdammt noch mal auch wirklich oberdreist ist von dieser blöden einen Kasse!

Als sie nun in der Straße vorfuhren, die unsere Wohnungen voneinander trennt, befand er, dass er nicht nach Hause wolle sondern „da rüber” gehen wolle. Nachdem ich ihm neulich morgens aus dem Fenster gewunken habe, als er auf dem Weg zum Kindergarten ins Auto stiegt, scheint sich ihm die Nähe zu mir geographisch noch mal ganz anders offenbart zu haben. „Da rüber” heißt also zu mir gehen zu wollen. Wobei ich persönlich glaube, es ist mehr sein best buddy Shiina zu besuchen.

Man kann über Erbeigenschaften, Gene ja viel forschen und denken. Bei meinem Großcousin ist jetzt schon festgeschrieben, dass er das großmütterliche Erbe unserer Familie T., nämlich einen seit dem Einzug in die erste Wiege mitgegebenen sehr engen Bezug zu Katzen eindeutig mitgebucht hat. Dass zu sehen, ist faszinierend. Die Katzen – naja bis auf Tally natürlich – danken ihm sein Interesse und die Begeisterung aber auch eine gesunde Zurückhaltung, Vorsicht und Rücksichtnahme, die er einfach innewohnend hat, mit Interesse, ihrerseits wenig Angst vor ihm und beglückter Reaktion auf seine Spielversuche.

Er ist absolut glücklich, wenn er Shiina streicheln darf. Was er bei Shiina immer darf, denn die ist insgeheim ein bisschen verknallt in ihn, er es sich aber immer noch nicht traut, wenn nicht einer von uns Erwachsenen dabei ist. Aber wenn, dann sitzt da ein glücklich strahlendes Kind, das immer wieder staunend erwähnt, wie weich so eine Shiina ist. Er macht das sehr gut. Sie natürlich auch.

Er trägt auch immense Verantwortung für die eine ihm gegenüber eher unsichtbar erscheinende Katze, Tally. Er muss gesehen haben, das sie oben auf dem Schrank sitzt und jetzt schlafen will. Das versteht er, dass man schlafen möchte. Während Tally gestern also lieber etwas Abstand zu ihm hielt, was nichts mit ihm zu tun hat, eher damit, dass sie gerne zu ihr fremden Personen Abstand hält, hatte Nishia trotz ihren üblichen Arbeitspensums gestern auch etwas Zeit für ihn übrig und bespaßte ihn mit ihrer Freude am Laserpointer-Fisch. Nishia ist für ihn die „schöne Katze”, die seiner Meinung nach „noch ganz klein” ist, was seinem Verständnis nach wohl für noch ganz jung steht. Manchmal ist die Katze bei ihm auch noch „der Katze” und er tut sich recht schwer, die einzelnen Fellträger mit dem Namen anzusprechen. Alleine bei Shiina fällt ihm der Name ein, denn die lässt sich ja auch streicheln.

Beim letzten Besuch hat er den Budsudan und Gohonzon zu deren Accessoires üblicherweise eine Aschebank, ein Behältnis für die Räucherstäbchen und ein Gong gehört, entdeckt und nun, so scheint es, ist es ihm ein wichtiges Ritual mit mir ein Räucherstäbchen anzuzünden, es in der Aschebank zu versenken und daraufhin ein bisschen den Gong zu schlagen. Den Gong schlagen zu dürfen, war ihm beim letzten Mal gar nicht geheuer, ich musste ihn regelrecht dazu überreden. Gestern indes ging es schon ganz gut. Und er hat sich gefreut. Er mag ganz offensichtlich Rituale. Er geht auch gerne in die Kirche. Tatsächlich wollte er da wohl gestern auch hin, aber das Gotteshaus hatte mal wieder nicht geöffnet.

Im Großen und Ganzen war der kleine Mann gestern total hinüber aber einfach noch nicht fertig mit dem Tag und musste noch so viel tun. ich finde an meiner Cousine auch großartig, dass sie ihn das dann so erleben lässt, wie er möchte.

Heute musste er wieder zur Stentkontrolle ins Krankenhaus, den er im Kopf trägt, seit er unter der Geburt ein Blutgerinnsel im Gehirn hatte. Er wird dann leicht sediert und muss mit einer Riesengruppe Ärtze vorher um ihn herum klar kommen und mit zunehmenden Alter und Bewusstsein, ist das für ihn auch nicht mehr ganz leicht zu ertragen. Seit der alte Stent vor einigen Monaten den Dienst quittierte und ihm ein neuer eingesetzt worden war, was mit einer Woche Krankenhaus verbunden war, ist er bei dem Thema einfach nicht mehr entspannt wie er es noch als Baby war. Er schläft wieder nur bei Mama und Papa im Bett, das Übliche also, wenn eine kleine Kinderseele so etwas mitmacht.

Und vielleicht hatte er gestern wieder gespürt, dass da etwas im Busch lag. Kleine Kinderseelen sind da wohl für die Sorgen der Eltern sehr empfänglich. Da hat er dann gestern für sich eine gute Entscheidung getroffen, zur Beruhigung noch mal mit den Katzen spielen zu wollen. Ich mag diesen kleinen Mann sehr, zu wissen, dass er heute eine harte Zeit hat, macht das Herz schwer.

2015-02-21

Das Känguru Phänomen

Stiller, guter, berührender, aufklärender Film gestern auf arte. Die Regisseurin Sarah Moon Howe lebt mit ihrem behinderten Sohn. Sie macht sich Gedanken über die Dynamik des Loslassens ihres Kindes unter diesen ganz besonderen Umständen. Ob oder wie das bei Kindern mit schweren Behinderungen funktioniert. Auf alle Fälle nicht so, wie in einer Eltern-Kind-Beziehung mit einem Kind, dass ohne Behinderung aufwächst. Wie diese Mütter den Kindern dennoch versuchen wenigstens einen Hauch von Selbständigkeit zu vermitteln. Wie das ist, wenn man weiß, man trägt die Verantwortung für dieses Kind über den eigenen Tod hinaus.

Sie filmt allein erziehende Mütter mit ihren Kindern, kleiner und schon größer in deren gemeinsamen Alltag. Man guckt in einen Alltag, der von unendlich viel Geduld und Liebe geprägt ist. Man bekommt ein Gefühl für die ganze besondere Mutterliebe. Man bewundert die Kraft dieser Frauen, erlebt den Charme und die Intelligenz der Kinder. Sieht die einzigartige Schönheit dieser Frauen.

Ich war erschrocken über meine Gedanken als ich die letzte Mutter im Film Lena sehe und in den ersten Szenen auf ihre unglaublich muskulösen Arme schaue und bei mir denke, die macht Yoga oder ist Tänzerin. Um dann festzustellen, dass diese Muskulatur daher kommt, weil sie ihren schwer körperlich und geistig behinderten Sohn Volodia pflegt und bewegt. In der Ukraine. Von der wir wissen, dass dort wenig Geld ist und vermutlich noch viel weniger Geld für Menschen mit Behinderungen.

Das ist ein wichtiger Film. Ein Film, der sehend macht. Das Känguru Phänomen ist in der Mediathek bei arte zu sehen.

2015-02-20

Boschiges

(Vorab: bei der noch nicht sehr alten Waschmaschine platzt unterhalb des Bullauges im Türbereich der Lack ab. Ich fand das nicht so komisch, denn das war nun nicht das günstigste Waschmaschinen-Modell von Bosch, das vor gut zwei Jahren am Markt war. Noch ist sie in der Garantie.)

Bosch-Man war also gerade da. Ich schrieb in der Online-Fehlerbescheibung „Lack platzt ab am Vorsprung direkt unter dem Bullauge. Stelle rostet. Sende gerne Foto zu.” (Denn mir war ja klar, dass das, wenn, ein Front-Austausch wird und die Waschmaschinen-Fronten nicht mal eben in ihrem Wagen mitfahren würden. Und mit einem Foto hätte man den vorhersehbaren zweiten Termin so gleich einsparen können.) Dann gab ich meine Anschrift an, die, die ist alternativlos und endet auf „-”-Straße.

Mittwoch rief mich die Dame vom Bosch-Dienst zurück, um einen Termin für heute abzustimmen und fragte mich, ob ich „-”-Platz wohnen würde? Ich wunderte mich, verneinte und sagte, ich wohne „-”Straße. Dann fragte ich noch mal, ob ich ein Foto schicken solle vom Problem. Nein, sollte ich nicht.

Gerade rief mich Bosch-Man an, um festzustellen „-”-Platz 61 könne ja nicht stimmen. Nee, sage ich, das stimmt, dass das nicht stimmen kann. Aber so konnte ich ihm wenigstens von unserem Besucherparkplatz erzählen.

Bosch-Man kommt, mit einem Paket unter'm Arm, das groß ist aber nicht groß genug für eine Waschmaschinenfront. Es sei denn, die sind klappbar. Ich zeige ihm das Problem. Er meint, ihm hätte man übermittelt, es sei ein Problem mit der Manschette. Da könne er heute nichts tun, da müsse er Ersatzteile bestellen.

Kaffee wollte er keinen. Montag kommt dann der Kollege mit den Ersatzteilen. Neue Front, neue Tür.

Aus der schönen Reihe: Kommunikation ist der unmögliche Fall.

2015-02-18

Bin schuld

Habe gerade versehentlich eine Bäckerei-Verkäuferin in den Wahnsinn getrieben, weil ich sie bat, das eine Toskana-Brötchen zusammen mit den beiden kleinen Pfannkuchen in eine Tüte zu packen. Das fand sie schlimm. Ich erklärte ihr, alle drei Backwaren würden binnen 120 Sekunden aus ihrem Papiergefängnis befreit. Da schüttelte sie sich dennoch vor Ekel. Ich versuchte es mit einer Notlüge und erklärte ihr, auf das Brötchen käme jetzt eh gleich nur Marmelade. Sie meinte, das würde sie nun etwas beruhigen.

Das Brötchen als auch die Pfannkuchen (für Karnevalisten: Berliner) haben die gemeinsame Zwangshaft überlebt. Auf das Brötchen kam grobe Leberwurst mit Gurke (hier: Spreeschmaus). Ich würde behaupten, keiner hat Schaden genommen. Ob die Pfannkuchen nach Brötchen schmecken werden, weiß ich noch nicht.

Die arme Frau wird vermutlich morgen wegen dem Ekel unter einem Ausbruch von Lippenherpes klagen.

Ich bin schuld.

2015-02-15

Baobab – der Affenbrotbaum

Baobab – der Affenbrotbaum. Dieser Baum speichert außerordentlich viel Wasser, Afrikaner legen in seinem Stamm kleine Zisternen an, um ihre Dörfer vor Feuer zu schützen. 20 Jahre dauert es, bis dieser Baum blüht und erstmals Früchte trägt. Von diesen Bäumen ernähren sich Tiere und Menschen, er ist ein Lebensretter in kargen Dürrezeiten.

Daher ist es besonders sinnvoll und wichtig, dass wir First World-Deppen diesen Menschen jetzt die Früchte wegessen, damit wir deren Pulver in unsere veganen Smoothies kippen können. Ähnliches gilt für fast alle anderen Produkte, die in diesem bornierten Artikel aufgeführt werden auch.

Kleines exemplarisches Beispiel: Dass vor allem Vegetarier und Veganer oder die angeblichen Intoleranzler seit einiger Zeit Quinoa schick finden und in den Bio-Läden nachfragen, hat mittlerweile dazu geführt, dass sich in Peru die ärmsten Menschen ihr Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten können. 500 g Quinoa kosten hierzulande bis zu 5,— Euro. Das heißt für die Peruaner eine Preissteigerung von bis zu 90 %, vorausgesetzt sie finden es überhaupt noch in ihren Regalen. Wenn der Gurdian schreibt, ein Kilo Quinoa kostet in Peru mittlerweile doppelt so viel wie zwei Kilo Hühnchen … ja, was glauben wir, wie oft sich die ärmsten Peruaner im Jahr wohl Hühnchen leisten können?

Wir essen den ärmsten Menschen dieser Welt aus Gründen der „Schickness” ihr Essen weg und nennen das dann Superfood? Wie erbärmlich sind wir eigentlich?

Saisonales Eierschmücken



Ich weiß noch, wie mein Opa zur Osterzeit immer in Omas Küche zwangsbeheimatet wurde. Dann saß er dort und musste die Ostereier in eine große Schüssel auspusten, damit wir Kinder ausreichend viel Schmuckmaterial hatten. Es waren ja nicht nur die großelterliche und die elterliche Wohnung zu schmücken. Omas Garten hatte auch ausreichend viele Bäume, die wir durch fröhliche Kinderarbeit bunt gestalten wollten. Jedes Jahr wieder!

Es war also eine nicht wenig anstrengende Zeit für Opa und offensichtlich nicht seine Lieblingswochenendbeschäftigung. Wenn er nicht mehr wollte, dann bekam er ordentlich Druck von meiner Oma. Das ist eine schöne Kindheitserinnerung. Dieses Eier anmalen, schmücken und meist gab es von den Eiern natürlich Eierkuchen in viel Butter ausgebacken satt. Und diese lustige Ehekrise meiner Großeltern, die immer knapp zwischen Spaß und und sehr ernsten Ernst manövrierte!

Ich mache das heute noch sehr gerne und ich schätze die vorösterliche Zeit in der die ersten Tulpen blühen und in der Vase die ersten Ziersträuche zarte Knospen werfen.



Neulich ist mir auf der Grünen Woche der Stand vom „Ukrainischem Kunsthandwerk” begegnet. Die vertreiben Thermohüllen für Eier! Thermohüllen sind dabei Banderolen für ausgepustete oder bereits gekochte Eier, die man um das Ei stülpt, dass dann mit einer Zange für drei Sekunden in heißes (nicht kochendes) Wasser legt.



Die Folie schrumpft um das Ei und schwupps habt Ihr perfekt geschmückte Eier. Natürlich funktioniert das Ganze auch an normalen Plastikeiern, die es im Handel zu kaufen gibt, falls man die Eier nicht nur für eine Saison schmücken möchte.



Ich hätte mich dumm und dusselig kaufen können am Stand, denn die Design-Auswahl ist höchst umfangreich und reicht von diversen Motiven für Kinder über Serbische Malerei, Babuschkas hin zu Ikonen und sonstigen wilden Mustern oder … NEMOS!



Auf der Grünen Woche hatte ich erst einmal drei Streifen zum Testen mitgenommen und gestern Abend haben wir mit meinem kleinen Großcousin erste Testeibeschmückung gemacht. Natürlich mit NEMO! Der Knirps hatte unglaublich viel Spaß dabei. Also beim „Schrumpfen” der Folien als auch hinterher mit den Eiern.

Bei Eiern in der Größe S passen die Folien komplett, bei größeren Eiern (auf den Fotos ist es M) bleiben oben und unten noch freie Stellen. Das ist schon eine sehr vergnügliche Angelegenheit!

2015-02-14

Der Herr Don Dahlmann …

… hat für Mobilegeeks ein bisschen was zum Thema Datensammlung im Auto geschrieben. Ich weiß zwar nicht, wie man ausgerechnet Oldtimer aus den 70igern empfehlen kann, weiß doch jeder, dass die 60iger das viel bessere Oldtimer-Jahrzent waren, aber so in der Sache hat er einen schönen Text geschrieben, der irgendwie alle angeht.

Der gestrige „schöner Sterben mit Facebook”-Text von Carsten Drees ist übrigens auch lesenwert.